Wilhelm
Lampeter, SS-Sturmbannführer, Gottscheer Mannschaftsführer, Die Gottscheer Volksgruppe 1930 - 1942, vom 09.02.1942 (01). Gottscheer Nationalsozialisten marschieren mit Hakenkreuzfahnen durch die Stadt Gottschee / Kočevje, 13.04.1941. Die Gottscheer Volksgruppe 1930 - 1942. Im Sommer 1930 feierte die Gottscheer Volksgruppe ihr 600-jähriges Bestehen. Die vom "Gottscheer Gesangsverein", dem damals einzigen deutschen Verein in der Volksinsel, gut vorbereiteten Festlichkeiten waren ein stolzer Hinweis auf die Vergangenheit. Aber nur auf diese, denn in keiner der vielen Festreden und in keinem Zeitungsaufsatz wurden die Probleme der Gegenwart gesehen, viel weniger die Zukunft der Gruppe sichernde Richtlinien aufgezeigt. Dem stimmungbedingten Geloben auf der Rednertribüne, man werde auch weiterhin ausharren angesichts einer 600-jährigen Geschichte, fehlte jede wahrhaftige Erkenntnis der seit Jahrzehnten andauernden Abwärtsentwicklung innerhalb der Volksgruppe. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte der Gottscheer in seiner abgelegenen Heimat ein zwar kampferfülltes, jedoch erträgliches Leben. Ackerbau, Viehzucht und der unermessliche Wald sicherten es. Eine hochentwickelte und über den Hausbedarf gesteigerte Heimindustrie erbrachte in den Wintermonaten einen ausgiebigen Nebenerwerb. Ihre Erzeugnisse, Hausgeräte, Lodenstoffe, Korbflechtereien u. a. mussten jedoch auf dem Hausierweg außerhalb der Heimat abgesetzt werden. Dieses Wandern von Ort zu Ort, wobei man oft weit in den Kronländern der Monarchie herumkam, war in seiner Auswirkung auf die einfachen Waldbauern lange Zeit nur von Nutzen; sie setzten ja von ihnen, ihren Frauen und Kindern daheim mit Liebe Geschaffenes ab, sahen dabei immer etwas von der Welt und hatten vor allem ständige Berührung mit dem Deutschtum in den Alpenländern. Erst mit der wachsenden Industrialisierung des Lebens um die Jahrhundertwende ging dieser Nebenerwerb zurück und nahm alsbald ein Ende, die Massenherstellungen in den Fabriken war müheloser und billiger. Der Habsburgerstaat sorgte weder für einen notwendigen Ersatz noch für eine durchgreifende wirtschaftliche Erneuerung in der Gottschee und so mussten sich ihre Bewohner selbst um einen andersartigen Wintererwerb kümmern. Da sie ihr altes Hausierprivileg hatten, begannen sie mit allerlei Süß- und Lebensmittelwaren zu handeln, wurden auch zu Kastanienröstern u. ä.. Dass diese Krämerei ein Gegensatz zur bodengebundenen Bauernarbeit ist, der allwinterliche Aufenthalt in Städten wie Wien und Budapest schädlich war, ist nur zu begreifen. Gleichzeitig setzte auch die Auswanderung nach Übersee ein. Die Kunde vom goldenen Erdteil mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten eines schnellen Vorwärtskommen lockte den Gottscheer. Mit dem Vorsatz, drüben in einigen Jahren ein kleines Vermögen zu erwerben und es, wieder heimgekehrt, für den Hof zu gebrauchen zogen die Kühnsten in die weite Fremde. Alsbald kamen die ersten Dollarsendungen und günstigen Nachrichten für die Verwandten nach Hause. Da fuhren ihnen schon mehrere nach, die das Leben draußen versuchen wollten. In dieser ersten Auswandererzeit kamen die meisten nach einigen Jahren zurück, die Sesshafteren blieben auch dabei und verwendeten das mitgebrachte Geld aufbauend für ihren Betrieb. Ihr Erzählen von Amerika war jedoch jungen strebsamen Kräften ein Anlass, es gleichfalls drüben zu versuchen. Aber mit dem Dollar drangen auch amerikanische Ansichten in die einsamen Walddörfer und die bedeutete den Einzug des Liberalismus in der Gottschee. Nicht mehr der fleißigste ordentlichste Bauer war der angesehenste, sondern jener Amerikaner, der auf Urlaub in die alte Heimat kam, städtisch gekleidet, der mit goldener Taschenuhr im Dorf paradierte und großzügig im Wirtshaus die Zeche bezahlte. Meist spendete er auch ein Glasfenster für die Dorfkirche oder eine Glocke, wurde dafür vom Pfarrer gepriesen, sein Name in der Zeitung gebracht. Der arme Schlucker daheim kam sich dabei so gering vor und bewunderte neidvoll den "Amerikaner". Die Entwicklung ging daher so weit, dass die Mütter ihren heranwachsenden Kindern täglich vorerzählten: wenn du größer geworden bist, fährst du nach Amerika. Somit wurde schon die Jugend von der Heimat abgelenkt und wuchs in der Überzeugung auf, dass es sich daheim nicht auszahlen würde und man in der Fremde besser sein Leben gestalten könne. Da die Unterstützung aus Amerika so groß war, dass der Bauer ohne eine intensive Bearbeitung seines Hofes auskam und auch mit der Zeit ein Mangel an Arbeitskräften auftrat, setzte ein Rückgang in der Wirtschaft ein. In den einstmals vollen Ställen stand nur noch das zum Leben unbedingt notwendige Vieh, dadurch wurden die Hutweiden vernachlässigt und verwaldeten, das Feld erhielt zu wenig Dünger und die Ernten wurden beim kargen Boden noch spärlicher. Das traurigste Bild des Niederganges aber waren die immer mehr vorkommenden Hofruinen: die Alten starben und ihre Enkel und Erben waren in Amerika und hatten keine Freude mehr, Bauer zu sein. Nach zehnjähriger Zugehörigkeit zum südslawischen Staat, der auf eine planmäßige Vernichtung des Gottscheer Deutschtums hinarbeitete, war zum 600-jährigen Jubiläumsfeste die Lage in der Volksgruppe folgende: 1. Das bäuerliche Denken ist vom Amerikanismus überdeckt und es herrscht die Überzeugung, dass ohne den Dollarzufluss ein Bestehen in der Heimat unmöglich sei. Die Volksgruppe geht wegen der übermäßigen Auswanderung zahlenmäßig zurück und es vollzieht sich eine Gegenauslese, denn daheim sind die Alten und die weniger Leistungsfähigen, die sich mit dem Gegebenen begnügen und keine Kraft aufbringen zu einem unbekannten Leben in der Ferne. 2. Die liberal-kapitalistische Lebensanschauung wirkt sich auf die Wirtschaft vernichtend aus. Man baut nicht mehr an als unbedingt notwendig, die Art der Bearbeitung, die Wirtschaftsgebäude und -geräte sind längst unzeitgemäß. Die um 1930 einbrechende Weltkrisis verringert den Zuschuss aus Amerika und bringt dem Gottscheer die Not. 3. Es gibt keine einheitliche Führung der Volksgruppe, die ihr Augenmerk auf eine gemeinsame politisch-wirtschaftliche Ausrichtung lenken würde, die Lage erkennend und den Weg in die Zukunft weisend. Die Versuche einzelner Männer aus bürgerlichen Kreisen, auf genossenschaftlicher Grundlage zu arbeiten, gehen in der kapitalistischen Deutung des Genossenschaftswesens unter. Der Bauer hatte zu diesen Versuchen seinen Beitrag gegeben und verlor ihn, somit aber auch den letzten Rest an Vertrauen zur Gemeinschaftsarbeit und zum Bürger, in dem er den leichter lebenden Kaufmann sieht, was dieser auch in meisten Fällen ist. 4. Einzelne, die sich gegen den Verfall stemmen möchten, haben nirgends eine Stütze und kommen nicht auf. Fast die ganze Intelligenz ist in den ersten Jahren der südslawischen Herrschaft gezwungenermaßen in die Ostmark oder ins Altreich gezogen und die wenigen noch deutschen Lehrer und Pfarrer, die ganze zerrüttete Volksgruppe ist trotz ihres starken nationalen Bewusstseins der Slowenisierung ausgeliefert. DIE JUGEND Wie schon erwähnt, wurde die heranwachsende Jugend seit dem Einbruch des Liberalismus vielfach von den Eltern selbst in dessen Sinne erzogen. Die Berufswahl richtete sich ausschließlich nach den Möglichkeiten eines späteren materiellen Auskommens, ohne Rücksicht auf eine gesunde Berufsschichtung in der Volksgruppe. Bauer oder Handwerker auf dem Lande sein, war keinesfalls ein aussichtsreiches Lebensziel, lieber Kaufmann in der Stadt. Oft wurde es auch mit der Mittelschule versucht. Seit der Zugehörigkeit zu Südslawien gelangten jedoch nur wenige bis zum Abitur, da die deutsche Schülerschaft bewusst zurückgesetzt wurde. Aus deren kleinem Kreise holte sich der damalige Realschüler Wilhelm Lampeter die fähigsten Kameraden hervor und begründete mit ihnen im Schuljahr 1931/32 eine geheime Gruppe, die aus ihrem nationalen Bewusstsein heraus den jungen, suchenden Geist der Heimat zuwandte. Bei Zusammenkünften hinter geschlossenen Türen, auf Fahrten in die näheren und weiteren Orte des Landes, lernten es die Kameraden gemeinsam kennen. Die völkische Not bestärkte sie in ihrer Entschlossenheit, für die Heimat und ihre Menschen zu wachsen und etwas zu werden. Diese Gruppe trug ihre Gedankengänge alsbald auch in die bäuerliche Jugend hinaus und als erste wurde im Winter 1932 die illegale Jugendgruppe in Mitterdorf gegründet, fast alle Jungen und Mädel dieses Gemeindebereiches erfassend. In gemeinsamen Singstunden wurde auf das Eindringen des Slowenentums hingewiesen, bei Spiel und Volkstanz erstarkte wieder die fast ganz verloren gegangene Gemeinschaft. Im Nationalsozialismus, der erst mit der Machtübernahme 1933 in die entlegene Gottschee fand, wurde von den Jungen ihr eigentliches Lebensziel erkannt, der bestimmende Wegweiser ihres Strebens und Tatenwillens erschaut. Er ward bald zum gläubigen Kenntnis aller, die die Not der Heimat schon länger aufs schwerste empfunden hatten. Mit der Gründung von mehreren Ortsgruppen des Schwäbisch Deutschen Kulturbundes in anderen Landgemeinden drangen die Namen Adolf Hitler und Deutschland noch im gleichen Jahre in weiteste Kreise der Volksgruppe. Sie wurden so zu einem festen Begriff, der Schlafende wach rief und gleichgültige Herzen zu neuer Gläubigkeit entzündete. Ein allgemeines Aufleben ging durch das Land und als 1934 die ersten Kameraden von der Reichsstudentenführung in die Gottschee kamen, wurden sie mit Freuden und großen Hoffnungen empfangen. Mit ihnen zusammen wurde das erste Arbeitslager junger Gottscheer aus allen Teilen des Ländchens durchgeführt. Auf dem "Nöckel" bei Altfriesach wurde im freiwilligen Einsatz eine Schutzhütte erbaut, die zur Schulungsstätte der Gottscheer Jugend werden sollte. In diesem Lager wuchs eine Gefolgschaft heran, die erstmals bei der Arbeit und am Lagerfeuer das neue Deutschland erlebte und um die brennenden Fragen der eigenen Heimat erfuhr. Im Sommer 1935 erreichte die Jugendbewegung ihren Höhepunkt. Ein zweites Arbeitslager in Innlauf vereinte alte und neu hinzugekommene Kameraden beim Wegebau auf den steilen Hängen der "Krempe", dem Grenzkamm gegen Kroatien. In Mitterdorf erstand gleichzeitig mit Hilfe aller Volksgenossen der Ortsgruppe das erste Jugendheim. Bei seiner Eröffnung überfielen Slowenen den Fackelzug, es kam zu einer wüsten Schlägerei, die mit der Flucht der Angreifer endete. Dieser Vorfall festigte nur noch mehr den Trotz der jungen Mannschaft und die Kunde davon eilte als dringender Mahnruf zu allen Gottscheern. Das darauf folgende Jugendtreffen in der Stadt fand 800 Mädel und Jungen bei der zukunftweisenden Rede, bei Spiel, Sport und Tanz versammelt. Dies alles reizte jedoch die von Laibach angeführten Slowenen, die ihre Zersetzungsarbeit gefährdet sahen, sie drängten auf das behördliche Verbot einer öffentlichen Tätigkeit der Deutschen, was ihnen in der ersten Hälfte des Jahres 1936 auch gelang. Es wurden die meisten Ortsgruppen aufgelöst, deren Vermögen beschlagnahmt und jede Art von Versammlung streng untersagt. Dadurch wurde zwar das Aufflammen von 1934 und 35 nach außen zum Erlöschen gebracht, die Aufbauarbeit hörte jedoch nicht auf. Getrennt ging sie weiter, still und unsichtbar in der Heimat, grundlegend und mit vollster Unterstützung des Reiches im Reiche selbst. Der Führer der Jugendbewegung Wilhelm Lampeter entschloss sich zum landwirtschaftlichem Hochschulstudium, aus der klaren Erkenntnis, dass die Gottschee in Zukunft nur dann gehalten werden kann, wenn für ihre Menschen eine dauernde wirtschaftliche Lebensmöglichkeit in der Heimat geschaffen wird. Dazu aber muss eine umfassende Neubelebung der gesamten Wirtschaft erfolgen, eine Genossenschaft ins Leben gerufen werden, die auf land- und forstwirtschaftlichem Gebiet den Bauer berät und ihm praktisch an die Hand geht. Diese Genossenschaft hat vor allem auch dafür zu sorgen, dass die Erzeugnisse des Landes abgesetzt werden und die Ausnutzung des Bauerntums durch jüdischen Zwischenhandel verhindert wird. Zur Steigerung der alljährlichen Landeserzeugnisse müssen alle Mittel einer neuzeitlichen Bodenbewirtschaftung eingesetzt werden. Die Heimindustrie könnte wieder ein gutes Einkommen bringen. Um diesen Aufbau durchführen zu können, muss sich der Gottscheer vom liberalistischen Einfluss freimachen, wieder nur Bauer sein und als solcher seine volksdeutsche Sendung sehen. Die Abwanderung der Tüchtigen muss aufhören, ihr persönliches Wohl dem Wohl der Heimat unterstellt werden. Eine formationsmäßige Erfassung und weltanschauliche Ausrichtung der Volksgruppe in der Hand einer nationalsozialistischen Führung aber ist die Vorbedingung zur Bewältigung einer so großen Aufgabe. In den Jahren 1936-1939 wurden im Reich die Vorarbeiten für den kommenden Aufbau der Heimat vollbracht. Eine weltanschauliche und fachliche Schulung fähiger, einsatzbereiter Jungbauern- und bäuerinnen erfolgte im Gau Württemberg. Auf Hören praktisch lernend, regelmäßig auf Schulungslagern erfasst, bereiteten sich die jungen Kräfte auf den Heimateinsatz vor. So wurde z. B. vom November 1937 bis März 1938 in Ulm eine landwirtschaftliche Winterschule mit ausgesuchten Jungbauern aus allen Teilen der Gottschee abgehalten. Weiter wurden Fachleute für die Molkereien, Forstwirtschaft, Obstbau- und Verwertung und Ledergerberei ausgebildet. Diese Arbeit im Reich führte der spätere Mannschaftsführer Wilhelm Lampeter als Student der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim. In der Heimat aber wanderten zuerst drei, dann fünf junge "Idealisten" wie sie von bürgerlichen Kreisen bezeichnet wurden, von Dorf zu Dorf, von Mensch zu Mensch, um Deutschland und die Heimat in den Herzen der Volksgenossen zu festigen. Diese tapferen, stillen Künder einer besseren Zukunft waren fast ausschließlich Mädchen. Alles Persönliche vergaßen sie gegenüber der Not ihrer Heimat, kein stundenlanger Waldmarsch, kein südslawischer Gendarm und keine Kerkerstrafe schreckte sie in ihrer schweren, doch hohen Pflichterfüllung zurück. Ihrer Tätigkeit ist es zuzuschreiben, dass an tiefverschneiten Wintertagen die Mädchen und Frauen das Spinnen, Sticken, Weben und Flechten wieder aufnahmen, dass die Mädchen im Dorf sonntags im neugeschaffenen Trachtendirndl, nach dem Vorbild der alten Tracht gestaltet, zur Kirche und zu den Volksfesten erschienen, so mit der Zeit die aus Amerika erhaltenen Seidenfetzen verschwanden. Da die Schulen slowenisch wurden, halfen sie beim heimlichen Selbstunterricht, sorgte für die Erhaltung des deutschen Volksliedes, führten die schönsten der fast vergessenen Gottscheer Lieder zum Leben zurück und trugen das Lied der deutschen Gegenwart in die einsamsten Waldhütten. In ständiger Verbindung mit den Kameraden und deren Arbeit im Reich, trafen sie die Auslese der ausbildenden fähigen Kräfte, sammelten statistisches Material und bereiteten die Heimat auf die zukünftigen Aufgaben vor. Auch Lager und Fahrten wurden mit der Jugend durchgeführt. Im Sommer an der Adria, da ein Marschieren und Zelten in der Heimat aufgefallen wäre, im Winter auf der Schutzhütte bei Friesach unter dem Deckmantel: "Wir treiben Wintersport." Mit der Untersteiermark und mit dem "Südostinstitut" in Graz wurde Fühlung aufgenommen, die zu einer ständigen Verbindung wurde. Mit der Gründung der "Landwirtschaftlichen Genossenschaft" im Jahre 1937 wurde der Grundstein zur Wirtschaftserneuerung gelegt. In ihrem Rahmen konnte mit praktischer Anleitung reichsdeutscher Kunsthochschüler die Heimarbeit in den ärmeren Bergdörfern wieder eingeführt werden. Da der VDA (02) den Absatz der handgeschnitzten Haushaltgeräte, der gewebten Gürtel, der mit alten Gottscheer Mustern bestickten Taschen- und Tischtücher, der Maisstrohtaschen und Korbflechtereien sicherte, entwickelte sich diese in kürzester Zeit so weit, dass viele bedürftige Familien ein beträchtliches Einkommen erhielten. Gleichzeitig führte sie zur praktischen Geschmacksschulung. Innerhalb der Genossenschaft wurde die bäuerliche Beratung aufgezogen und in einzelnen Dörfern mit einer planmäßigen Milchkontrolle begonnen. Im Sommer 1938 wurde bei Hohenegg in mehrwöchentlicher Gemeinschaftsarbeit die erste Koppelweide angelegt und mit der Einführung der Montafonerstrasse als Zuchtvieh begonnen. Mit dem Jahrgang 1938 gelang es nach zähem Ringen die Leitung der "Gottscheer Zeitung" zu übernehmen, um auch auf diesem Wege dem Gottscheer allseits beeinflussen zu können. Bis dahin wurde das dreimal im Monat erscheinende Blatt von der Geistlichkeit geführt, die es verständlicher Weise nur ungern aus der Hand gab. Der erst ein Jahr später unternommene Versuch, ihr auch den "Gottscheer Kalender" zu entreißen, misslang an der Zähigkeit der alten Pfarrer, die in der Jugend die Vertreter des deutschen "Neuheidentums" witterten. Gottscheer Volksgruppen u. SS-Sturmbannführer Wilhelm Lampeter, z.v.l., 21.12.1941. Ein sprechender Beweis für die immer einheitlichere Ausrichtung der Volksgruppe ist die Feier des 50. Führergeburtstages in der Nacht vom 19. - 20. April 1939. Nach vorheriger stiller Verabredung entflammten am 19. abends auf allen Bergen weitleuchtende Höhenfeuer, ihr Widerschein spiegelte in den Augen aller Gottscheer und brachte die Gegner in ohnmächtigen Zorn. All das Rennen und Bergsteigen der Gendarme konnte die Zeichen der Treue zum Führer nicht wegfegen. Was machte es, wenn eines der Feuer gewaltsam verlöscht wurde, auf dem Berge gegenüber erstrahlte ein neues! Was war schon daran, wenn etliche zu Mutige am Feuer geblieben waren und von den wutschnaubenden Spürhunden verhaftet, für Wochen eingekerkert wurden, sie waren nur stolz darauf! Das Jahr 1939 brachte die Wiederaufnahme der Arbeit im Kulturbunde. Großdeutschland war ein mächtiger Rückhalt geworden und alles Sträuben der Behörden half nichts. Bis zum Herbst standen 20 Ortsgruppen, die Ende 1940 weitere 5. Somit war die ganze Gottschee erfasst. Die im Reich ausgebildeten Kameraden kehrten heim. Die Arbeit mit der Jugend konnte sogleich im vollen Gange anlaufen, denn die meisten Gruppen waren schon illegal aufgezogen worden. Sie umfasste alle Jugendlichen vom 7. bis zum 21. Lebensjahr. Die männlichen Mitglieder des Kulturbundes von 21. - 50 Jahren mussten in der Mannschaft Dienst tun. Diese wurde vom Mannschaftsführer geführt und war gebietsweise in Stürme und Züge unterteilt, die von Sturm- und Zugsführern befehligt wurden. Soldatische Dienstvorschriften gaben ihr von vorneherein ein formationsmäßiges Gepräge. In ihrem Rahmen wurden alle mit der Zeit erwachsenden Gegenwartsfragen gelöst, ihre bis ins Kleinste gehende Organisation ermöglichte der Volksgruppenführung die Behebung aller auftretenden Schwierigkeiten und letzten Endes die Bewältigung der mit der Umsiedlung ins Reich zusammenhängenden Aufgaben. Mittels der Mannschaft konnte die gesamte Volksgruppe so erfasst werden, dass zum Beispiel kein Volksgenosse den anderen vor dem staatlichen Gericht anklagte, ohne vorher vom Mannschaftsgericht die Bewilligung dazu erlangt zu haben. Meist wurden von diesem, bestehend aus dem Mannschaftsführer und seinen Stabsführern, alle Streitfälle beigelegt, ohne dass dabei mehr oder weniger des schwerverdienten Volksvermögens in den Geldbeutel eines Advokaten gewandert wäre. Gegen das Urteil konnte Einspruch beim Volksgruppenführer erhoben werden. Der Kriegsausbruch im September 1939 verhinderte den Bau der geplanten Molkerei. Eine vertiefte Wirtschaftsberatung im Rahmen der Genossenschaft, die Herausgabe des Büchleins "Die Wirtschaftsfragen des Gottscheerlandes" / verfasst vom Dipl. Ing. Wilhelm Lampeter / veranlasste viele Bauern, ihre Stallungen zu erneuern oder vollkommen neu aufzubauen, Dunglegen zu errichten, sich neues Wirtschaftsgerät anzuschaffen. Steinige Gelände wurden vielerorten gesäubert und von den Steinen Kalk gebrannt. Der Bauer gewann die Überzeugung, dass ein wirtschaftlicher Aufstieg möglich sein wird. Er freute sich über den neuen Stall, das Zuchtvieh darin und die Wirkung der planmäßigen Düngung auf seinen Feldern. Derjenige, der dem Neuen bisher nicht getraut hat, befasste sich nun in Gedanken auch schon damit. Die Erziehungsarbeit in der Mannschaft und Jugend ging, im Grossen gesehen, Hand in Hand. Die Richtlinien dazu gab der Mannschaftsführer im Einvernehmen mit dem Volksgruppenführer. In regelmäßig erscheinenden Schulungsbriefen, auf Tagungen und Lagern wurden die Führer und -innen der Stürme, Jungen- und Mädelgruppen nach den Grundsätzen des Nationalsozialismus geschult. Eine ständige Überwachung der einzelnen Standorte sorgte für die straffe Durchführung der vorgeschriebenen Wochendienste. Größere Appelle ermöglichte die Schulung aller Formationsmitglieder unmittelbar durch den Mannschaftsführer und seine Stabsführer. Auch die kulturelle Tätigkeit entfaltete sich zielbewusst. Ihre Trägerin war die Jugend. Sommerfeste, Aufführungen von Laienspielen, die Wiederbelebung des Jahresbrauchtums, offene Singstunden, dies zeugte von einer planmäßigen Aufbauarbeit. In jeder Jugendgruppe wurde eine Singschar aufgezogen, eine ständige Laienspiel- und eine Puppenspielgruppe zusammengestellt. In der Jugend, Frauenschaft und Mannschaft wurde mit einer planmäßigen Geschmacksschulung begonnen, auf eine artgebundene Wohn-, Heim- und Dorfgestaltung hingewiesen. Die Maurer und Schreiner dazu auf Tagungen berufen und mit Bildmaterial geschult. In allen Ortsgruppen wurden Büchereien angelegt, die insgesamt schon nach 3 Jahren 1937/40 über 2000 Bände aufwiesen. So hatte sich die einstige Jugendbewegung in einigen Jahren durchgesetzt und wurde zur Volksbewegung in der Gottschee. Der Anbeginn des Jahres 1941 fand die Volksgruppe ausgerichtet und einheitlich geführt, auf die Aufgaben der Zukunft gefasst. DER ZUSAMMENBRUCH SÜDSLAWIENS UND DIE VORBEREITUNG ZUR HEIMKEHR. Die Gottscheer Mannschaft wurde nicht allein zwecks wirtschaftlicher und politischer Erfassung der Volksgruppe aufgezogen, sie sollte im Falle eines Krieges zwischen Deutschland und Südslawien einen Bromberger Blutsonntag (03) in der Gottschee verhindern. Die Androhungen der Slowenen seit 1934 wurden immer deutlicher, die Siegszüge der Deutschen Wehrmacht entbrannte ihren Hass gegen alles Deutsche nur noch mehr. Darum bereitet sich die Mannschaft auch auf die kommenden Dinge vor. Waffen wurden nach Möglichkeit besorgt und den zuverlässigsten Sturmmännern übergeben. Im März, also ein Monat vor dem Balkanfeldzuge, wurden nacheinander zwei Sonntagsappelle für jeweilig 300 Sturmmänner durchgeführt, für die ein mündlicher Befehl hinausgegangen war, trotzdem dies wegen der gespannten politischen Lage einige Tage vorher behördlich schärfstens verboten wurde. Sie ergaben eine begeisterte, bereite Gefolgschaft. Zwei Stabsführer, die diesen Versuch unternahmen, um die Wirkung auf die Mannschaft und auf die Slowenen zu sehen, kamen nicht mehr dazu, die dafür erhaltenen 30 Tage Kerker abzusitzen, da am 6. April der Krieg mit Südslawien ausbrach. Als am 27. März der Belgrader Putsch dem zwei Tage vorher abgeschlossenen Freundschaftspakt mit dem Reich folgte, kam für die Gottscheer Volksgruppe die schwerste Zeit. Während die Slowenen aufjubelten, waren alle Stürme auf Kurierwege, den die tapfersten Jungen aus der Jugendorganisation leisteten, in stille, jedoch strengste Alarmbreitschaft gesetzt. Viele Sturmmänner, die zum südslawischen Heer mobilisiert wurden, flüchteten in die Wälder. In der Stadt Gottschee wurde der Stabsführer der Mannschaft, Martin Sturm, mit noch einem Sturmmann und vier Jungen der Jugendgruppe I verhaftet, da man bei einem Jungen Munition gefunden hatte. Bis zum Kriegsausbruch am 6. April herrschte eine äußerste Ungewissheit über das Kommende. Man war vom Reich, von der Untersteiermark und auch von Laibach vollkommen abgeschnitten und auf sich selbst angewiesen, viele Männer in den Wäldern oder auch eingerückt, die Volksgruppenführung zum Teil verhaftet oder unter polizeilicher Beobachtung. Am Vormittag des 6. April wurden 3 Stabsführer der Mannschaft, mehrere Sturmführer, Bürgermeister, zwei deutsche Geistliche und andere, insgesamt 22 bekannte Gottscheer als Geiseln in die Internierung gebracht. Um dem gleichem Schicksal zu entgehen und doch in der Nähe zu bleiben, verschwanden die übrigen Mitglieder der Volksgruppenführung in die nahen Wälder. Am 9. April wurden die Internierten wieder freigelassen, in der Nacht zum 10. April kehrte die Führung in die Stadt zurück und in der folgenden Nacht wurden sämtliche Gendarmerieposten im Land entwaffnet und die Stürme bewaffnet. Sie hatten die Aufgaben, die Dörfer, ihre Frauen und Kinder zu schützen. Sie entwaffneten zurückflutende serbische Truppenteile und dabei ließen vier Kameraden ihr Leben. Sie sind die toten Sturmmänner der Gottscheer Mannschaft und die Blutopfer der Gottscheer Volksgruppe, die sie erbrachte für ihr Freiwerden zu Ostern 1941. Am Ostersonntag, den 13. April, wurden auf Befehl des Volksgruppenführers die Hakenkreuzfahnen im Gottscheerlandes gehisst! Schon Monate vorher sind sie von bebenden Frauen- und Mädchenhänden genäht worden und mussten versteckt gehalten werden. Am gleichen Tage wurde die kommissarische Leitung der Bezirkshauptmannschaft vom Mannschaftsführer Wilhelm Lampeter übernommen. Die Volksgruppe wartete stündlich auf das Erscheinen der deutschen Truppen, sie kamen nicht. Als die Ordnung im Lande hergestellt war, marschierten die verbündeten italienischen Truppen ein. Am 20. April wurde der Geburtstag des Führers zum ersten Mal frei begangen. An die 6000 Menschen wohnten der Feier bei, die vor dem einstigen Sokolheim abgehalten wurde. Am 23. April wurde die zivile Gewalt den Vertretern des italienischen Staates übergeben. Für die Volksgruppe gab es in diesen Tagen nur die einzige brennende Frage: was wird mit uns? Bei seinem Besuch im befreiten Marburg wurden dem Führer auch die Vertreter der Gottscheer Volksgruppe vorgestellt. Der Führer bestätigte ihnen, die vom Reichsführer-SS bereits am 20. April gemachte Mitteilung über das zukünftige Schicksal der Volksgruppe. Somit hatte die 600-jährige volksdeutsche Sendung dieses deutschen Vorpostens ihre Aufgabe erfüllt. Neue Aufgaben warten die Gottscheer Deutschen im südöstlichstem Kreise Großdeutschlands. Der Sommer des vergangenen Jahres galt der Vorbereitung auf die kommende Zeit. Über die praktischen Vorarbeiten für die Umsiedlung im Herbst ging eine große geistige Umstellung vor sich. In gut gestalteten ganztägigen Sonntagsfeiern auf den höchsten Bergen der Heimat richteten alle Heimkehrer beim Hissen der Hakenkreuzfahne ihren Blick auf Deutschland. In einer einzigartigen Disziplin und tiefsten Gläubigkeit wendeten sich die Herzen in stolzer Zuversicht auf die neue großdeutsche Sendung: mitbauen zu sollen an der Gestaltung des Großdeutschen Reiches. Abgesehen von ganz wenigen Einzelpersonen, die in ihrer materiellen Einstellung Zweifel hegten, erfüllte alle eine freudige Gewissheit, immer wurde sie in dem einzigen Wort ausgesprochen, von den Jüngsten bis zu den ganz Alten: Deutschland! Das Jahr 1941 wurde der Gottschee zum Siege über die zwanzigjährige völkische Not und über die eigene innere Schwäche. Seit jener Feier des 600-jährigen Bestandes im Sommer 1930 hatte die Volksgruppe ihren Tiefsten Niedergang in hartem Aufbauwillen überwunden und geschlossen den Weg in das Vaterland gefunden. Die Erkenntnis ihrer Sendung formte der Führer ihrer Jugend, Richard Lackner, im folgenden Gedicht: Vaterland Deutschland Du warst es, Deutschland, das unsern Vätern Neuland zu suchen einstens gebot. Du bliebst uns, Deutschland, Sehnsucht des Lebens, Mahnmal des Duldens in knechtischster Not. Nun, da wir heimziehn, Vaterland Deutschland, ist uns Dein Bauen Leben und Tod. Die Entwicklung der Dinge bei der Umsiedlung der Gottscheer Volksgruppe (04). I. Die Vorarbeiten für die Umsiedlung. In der zweiten Maihälfte 1941 fanden die ersten Besprechungen der Volksgruppenführung mit dem Reichskommissariat statt. Daran nahmen teil seitens der Volksgruppenführung: Schober, Lampeter, Sturm. Verhandelt wurde mit SS-Brigadeführer Greifelt und den einzelnen Dienststellenleitern des Reichskommissariats. Besprochen wurden die Vorarbeiten, die die Volksgruppenführung für die bevorstehende Umsiedlung durchzuführen hatte. Insbesondere wurden im Groben die Fragebögen (1 - 4) bereits festgelegt, die im einzelnen vom Dipl. Landwirt Rode, D.A.G. Berlin und den verschiedenen Fachkräften der Volksgruppe Gottschee ausgefeilt und stilisiert wurden. Als erstes wurde vom Mannschaftsführer Wilhelm Lampeter sofort nach der Rückkehr eine Voroption durchgeführt. Auf den sog. "Familienbogen" musste jeder deutsche Umsiedlungswillige neben den genauen Personaldaten seine Unterschrift mit der Erklärung, dass er ins Reich heimkehren will, geben. Die Voroption war 100%, da der Mannschaftsführer mit seinen drei Stabsführern in allen Ortsgruppen des Landes am 24. Mai 1941 über die Heimkehr der Gottscheer Volksgruppe gesprochen haben. Der Ruf des Reiches wurde, wie nicht anders zu erwarten, von der gesamten Bevölkerung verstanden. Zum erwähnten Familienbogen, die eine Voroption darstellten, wurde ein zweiter Bogen "Zum Familienbogen" gemacht, der im geheimen von den verantwortlichen Sturmführern, deren Unterführern und den einzelnen Vertrauensleuten mit größter Verantwortlichkeit nach den Richtlinien des Mannschaftsführers einheitlich und objektiv ausgefüllt wurde. Somit hatten wir über jeden Gottscheer Deutschen ein stichhaltiges Urteil, über seine Leistungsfähigkeit und Charakterbild. Ende Mai hat die Volksgruppenführung erreicht, dass von ihr selbst die Grundbesitzbögen der Umsiedler aus den Katasterämtern herausgeschrieben werden durften. Zwanzig Jungen und Mädel bewältigen diese Arbeit in 1 1/2 Monat. Am Pfingstmontag werden allen Sturm- und Zugsführern und allen Ortsbeauftragten des Gottscheer Landes einschließlich der Bürgermeister und Forstfachleuten die Anleitung zur Kluppierung der Wälder gegeben und die Kluppierzangen und Reißeisen verabfolgt. Am 2.VI.1941 zeigten die Forstfachleute in allen Dörfern praktisch das Kluppieren und am 5.VI.1941 waren alle Gottscheer Waldbesitzer mit dem Kluppieren der Wälder beschäftigt. Im Juni, Juli und August wurden alle Fragebögen programmmäßig ausgefüllt und in der Volksgruppenführung verarbeitet. (Die Holzmassen mussten erst ausgerechnet werden.) - Im August, genaues Datum nicht mehr in Erinnerung, sind wir das erste Mal in Marburg a.d. Drau mit dem SS-Ansiedlungsstab (SS-Stubaf. Laforce, SS-Ostubaf. Gauss, Ustuf. Bliess und Ustuf. Dolezalek (05)) in Verbindung getreten. Uns war damals ganz unklar, wie die Ansiedlung laufen, ja sogar wer die Ansiedlung machen soll. (Stürer, Laforce oder Baier). Es fanden dann mehrere Besprechungen statt, in denen konkrete Dinge nicht besprochen wurden. (Laforce und Bliess immer wieder allgemeine Phrasen und Tüten). Nach dem ursprünglichen Plan sollte die Umsiedlung am 1. September beginnen. Aus Vertragsgründen wurde sie immer wieder hinausgezögert. Bedingt durch die Missernte 1940 und vor allem durch die eingetretenen Kriegsereignisse entstand im Juli und August 1941 eine bedrohliche Lebensmittelknappheit im ganzen Gottscheer Ländchen, die nur dadurch gesteuert werden konnte, dass über die Organisation der Mannschaft alle Lebensmittelvorräte aller Haushaltungen genauestens aufgenommen worden sind und jene Haushaltungen die irgendwelche Lebensmittel im Überschuss hatten, mussten auf Befehl den Überschuss verkaufen, und zwar an Volksgenossen, die diese dringend brauchten. Auf Grund der langjährigen Erziehung zur Volksgemeinschaft haben alle Gottscheer mit großer Einsicht freudig mitgemacht. Als es im September einmal hieß, dass die Umsiedlung verschoben werden müsse, hat die Volksgruppenführung im Stillen eine Freiwilligenmeldung zur Wehrmacht durchgeführt. 90% aller Männer im wehrfähigen Alter haben sich gemeldet. (Die namentlichen Listen mit den Unterschriften liegen noch vor.). Über diese Absicht hat der Mannschaftsführer an den Gauleiter und Reichsstatthalter Dr. Ueberreither Meldung erstattet. Ende September oder Anfang Oktober kam es auf Drängen des Mannschaftsführer beim Stabsführer Laforce zu einer Besprechung zwischen dem Umsiedlungsbevollmächtigten, dem Ansiedlungsstabe und der Volksgruppenführung. Wir sahen nämlich, dass der Umsiedlungsstab mit dem Ansiedlungsstab absolut keine gemeinsamen Richtlinien über eine unbedingt notwendige Zusammenarbeit dieser beiden Stellen festgelegt hatten. Ebenso hatten wir den Eindruck, dass auch innerhalb der Dienststelle des Reichskommissariat und der ihr angeschlossenen Dienststellen keine einheitliche Auffassung über den Vorgang der Umsiedlungsarbeiten vorlag. II. Die Umsiedlung. Anfang November nahm der E.W.Z. - Sonderzug (06) seine Arbeit in Gottschee auf. Die Durchschleusung klappte trotz erheblicher Transportschwierigkeiten bei der Heranbringung der Umsiedler zum Durchschleusungsort (große Schneefälle, Benzinmangel) ausgezeichnet. Am 12. November rollen die ersten Umsiedlerzüge in die neue Heimat. Die Aufgaben, die bei der Ansiedlung den Gottscheer Deutschen und insbesondere der Volksgruppenführung zufiel, waren so große, dass irgendwelche Kräfte nicht freigemacht werden konnten, die im Ansiedlungsgebiet eingesetzt werden können. Außerdem sahen wir damals die dringende Notwendigkeit bei der Ansiedlung ebenfalls mitzuwirken, deshalb nicht so deutlich, weil vom Ansiedlungsstab immer vom präzisen militärischen Abwickeln der Quartiermachung gesprochen wurde. Den Abtransport der einzelnen Dörfer zum Verladebahnhof führte der Sturmführer mit seinen Sturmmännern durch. Die Verladearbeit auf den 4 Bahnhöfen wurden von den Stürmen 1, 2, 7 und 23 bewerkstelligt. Die gesamte Sicherheit in der alten Heimat, die Bewachung der Abtransporte zur Bahn, des Umsiedlergutes und der Umsiedler bei der Übernachtung selbst lag in den Händen des Stabsführers Alfred Busbach als Kommandanten des Wachsturmes, der 211 Mann stark war. Die Wachen waren bewaffnet und die Italiener willigten [!] stillschweigend diese. Dank dieser Organisation ist es zu keinem Zwischenfall gekommen. Im Grossen und Ganzen gesehen hat es mit der Aussiedlung in der alten Heimat vorzüglich geklappt. Im September 1941 hat der Mannschaftsführer Wilhelm Lampeter dem Stabsführer Laforce die Notwendigkeit der in Angriff zu nehmenden Maßnahmen bei und nach erfolgter Unterbringung der Umsiedler im Ansiedlungsgebiet vorgetragen. Es wurde der Vorschlag gemacht, dass sofort beim Eintreffen des Umsiedlerzuges jedes Familienoberhaupt ein Merkblatt in die Hand gedrückt bekommt. Darin soll dem Umsiedler gesagt werden, wie er sich in den verschiedensten Dingen zu verhalten hat, was er zu tun und was zu unterlassen hat, an welche Stelle er sich in dieser oder jener Frage zu wenden hat (Beschaffung von Heizmaterial, Heizkörper, Futtermitteln, Lebensmitteln usw.). Weiter sollte Aufklärung D.A.G. (07), deren Aufgaben und über die Eigentumsfragen der scheinbar besitzlosen Objekte und Vermögenswerte erfolgen. Weiter wurden bei dieser Besprechung die notwendige Umschulung auf landwirtschaftlichem Gebiete der deutschen Bauern aus Gottschee mit Nachruck vor Augen geführt und begründet. Auch die Notwendigkeit des Selbstschutzes durch die Umsiedler selbst wurde vorgebracht. Durch den Einsatz der ausgesuchten und zu diesem Zwecke ausgebildeten jüngeren Sturmmänner sollte verhindert werden, dass durch die vor der Aussiedlung geflüchteten Slowenen keine Banden gebildet werden, die Überfälle, Brandstiftungen oder organisierte Diebstähle durchführen können. Als Anfang Oktober der Mannschaftsführer W.L. die Überzeugung gewann, dass die mit dem Ansiedlungsstab besprochenen Fragen nicht genügend beachtet werden und dass man an deren Durchführung nicht mehr dachte, hat er am 2. Oktober 1941 an den Stabsführer Laforce schriftlich diesbezügliche Aktenvermerke gegeben. Es waren dies: Betrifft Waffenausbildung zum Selbstschutz 3 wöchige landwirtschaftliche Kurse als bäuerliche Umschulung Genossenschaftswesen sofortige Inangriffnahme des Aufbaues im Siedlungsgebiet. Auf Ersuchen des Leiters der D.U.T. (08) ist Mitte Oktober Stabsführer und Beauftragter für die Wirtschaft Martin Sturm von der Volksgruppenführung zur beratenden Mitarbeit beim Vermögensausgleich der D.U.T. zur Verfügung gestellt worden, wobei man sich dahingehend einigte, dass Sturm bei den vordringlichsten Arbeiten der Dorfplanung als Orts- und Menschenkundiger zeitweilig beim Ansiedlungsstab mitarbeiten sollte. Einige Tage vor Eintreffen der ersten Züge, also am 8.XI. wurde dieser dann auch vom Ansiedlungsstab zur Mitarbeit herangezogen. Er machte dabei dann auch die erschreckende Feststellung, dass für diese gewaltige Aufgabe, die eine solche Umsiedlung einmal darstellt, eine absolut mangelhafte, ja teilweise gar keine Vorarbeit getroffen worden ist, bis auf die Errichtung der einzelnen Dienststellen. Auf diese fehlende Vorarbeit ist es dann auch zurückzuführen, dass der ursprüngliche von allen Seiten des Ansiedlungsstabes fest vertretende Plan, alle Bauern sofort endgültig auf den Hof einzusetzen, fallengelassen wurde. So wurde dann vom Stabsführer Laforce bestimmt, dass lediglich eine Quartierzuweisung, ohne Rücksicht darauf, wo die einzelne Dorfgemeinschaft oder der einzelne Umsiedler später hinkommen soll, zu erfolgen hat. Trotzdem hat der mit der Planung beauftragte Ustuf. Dolezalek versucht, die Einquartierung der Umsiedler derart zu lenken, dass bei der endgültigen Hofzuweisung nicht noch einmal die gesamte Volksgruppe auf die Wanderschaft gebracht werden muss. Dieser sicher sehr gesunde Plan konnte nur teilweise verwirklicht werden, da er nun beim Eintreffen der Transporte neben dieser Vorplanung auch für die Einquartierung zu sorgen hatte. Die auch für eine Einquartierung unbedingt erforderlichen Unterlagen über das Vorhandensein von brauchbaren Unterkünften und Häusern war gebietsweise gar nicht oder aber derart lückenhaft vorhanden, dass man oft nur Stunden vor Eintreffen der Umsiedler dieses Material beschaffen musste, obwohl die Kreissiedlungsstäbe bereits wochen- ja monatelang vorher bestanden hatten und deren wichtigste Aufgaben wohl zweifellos gewesen ist, für die Beschaffung dieser Unterlagen zu sorgen. Kennzeichnend für die Missstände in der gesamten Organisation der Ansiedlung ist die Tatsache, dass 3 Tage vor Eintreffen der ersten Züge, der für den Kreis Lichtenwald eingesetzte Kreissiedlungsstabsleiter Ustuf. Maier noch keinerlei Richtlinien und Anweisungen über den Verlauf der Ansiedlungsarbeit bezw. über das ihm in seiner Eigenschaft zustehenden Aufgabengebiet von seiner vorgesetzten Stelle erhalten hat. Nur so ist auch seine Äußerung verständlich, die er im Beisein von Martin Sturm gegenüber Ustuf. Dolezalek gemacht hat, unter derartigen Zuständen jegliche Verantwortung ablehnen zu müssen. Ähnliche Äußerungen hat Ustuf. Busse als Leiter des Kreissiedlungsstabes Gurkfeld wiederholt getan. Als nun knapp vor Anfang des am 22. November mit verstärktem Tempo einzusetzenden Abtransportes der Umsiedler Ustuf. Dolezalek auf Abruf nach Posen zurückkehren musste, lag sowohl die vorgesehene Dorfplanung, wie auch die Besorgung der Unterkünfte für täglich fast 50. Familien auf den Schultern von Fr. Dr. Suadikani als Vertreterin von Dolezalek und Martin Sturm. Sie versuchten nunmehr durch Tag- und Nachtarbeit die Quartierzuweisung so gut es ging zu bewerkstelligen, obwohl dies gar nicht ein Ihnen zustehendes Arbeitsgebiet war. Der Vertreter der Volksgruppe Martin Sturm hat bald gemerkt, dass der gröbste Fehler in der ganzen Organisation darin lag, dass der Leiter des Ansiedlungsstabes Ustuf. Bliess wie überhaupt die ganze Führung des Ansiedlungsstabes zu weit ab vom eigentlichen Arbeitsvorgang - in Marburg - lag. Von 100 km Entfernung konnte die oberste Führung auch gar nicht beurteilen, was möglich und was nicht möglich war, ja sie hatte überhaupt gar keine Ahnung davon, was im Umsiedlungsgebiet vor sich ging, umso mehr als gar keine Zeit für die einzelnen Dienststellen vorhanden war, Aktenvermerke zu schreiben. Völlig unverständlich ist es daher, und dies spricht geradezu für eine vollständige Verkennung der Sachlage, dass Ustuf. Bliess als Leiter des Ansiedlungsstabes am 10. Dezember den dienstlichen Befehl gab, dass Fr. Dr. Suadicani und Martin Sturm ihre Dienststelle nach Marburg verlegen müssten, welchem Befehl, in der Erkenntnis, dass ihre Anwesenheit im Ansiedlungsort mehr denn je erforderlich ist, nicht nachgekommen wurde. Mit dieser Befehlsverweigerung hat sich der Leiter des Ansiedlungsstabes aber nachträglich zufrieden gegeben. Im Verlauf von einigen Tagen, in denen täglich eine große Anzahl von Familien eintrafen, sah man bereits überall die Mängel und Fehler einer mangelhaften Vorbereitung und falschen Organisation. Eine Stunde vor Eintreffen des Umsiedlerzuges wusste keine Dienststelle, auf welchem der drei Ankunftsbahnhöfen der einzutreffende Zug einlaufen wird. Ein telefonisches Anfragen ging von einer Dienststelle zur anderen und der Leiter des Ansiedlungsstabes, der hierfür maßgebend ist, sitzt in Marburg. Die Transportlisten, die zur Ermöglichung der Quartiermachung unbedingt in die Hände der Kreissiedlungsstabsleiter hätte kommen müssen, lagen in Marburg beim Leiter des Ansiedlungsstabes, anstatt dass diese auf kürzestem Wege an die Dienststellen im Ansiedlungsgebiet gelangt wären. So traf es oft zu, dass beim Eintreffen eines Zuges um 2 Uhr in der Nacht noch kein Mensch im Ansiedlungsgebiet davon Kenntnis hatte, welche Personen in diesem Zuge anrollen und für wen Quartier gemacht werden muss. Das Abtransportieren des Umsiedlergutes und der Umsiedler selbst vom Bahnhof zu den Quartieren versagte ebenfalls vollständig. So kam es in unzählichen Fällen vor, dass das Umsiedlergut an ganz anderer Stelle ankam als der Umsiedler und dieser oft erst nach Wochen nach langen eigenen Bemühungen wieder in den Besitz desselben gelangte. Die Fuhrleute bekamen überhaupt keine schriftlichen Befehle oder Anweisungen, in welchen Ort sie ein bestimmtes Umsiedlergut zu bringen hatten, sodass diese die Fracht einfach irgendwo willkürlich loszuwerden versuchten, ja teilweise im Strassengraben liegen ließen. Anstatt einen Treck zusammenzustellen und diesem einen kundigen Führer vorzusetzen, nannte man oft den slowenischen Fuhrleuten nur den Ort, den aber die meisten früher oder später vergaßen. Die völlige Desorganisation bei der Ankunft der Gottscheer und deren Abtransport zu den Unterkünften wurde von den einzelnen Kameraden des Ansiedlungsstabes, insbesondere vom Leiter der Abt. Planung SS-Obstuf. Dolezalek, der auch die Ansiedlung im Osten genauenst kennt, erkannt. Da der Mannschaftsführer im November den Eindruck gewonnen hat, dass die Quartierzuweisung nur von verantwortlichen und ortskundigen Männern gemacht werden kann, schickte er Anfang Dezember für alle noch umzusiedelnden Stürme 2-3 Vertreter, die die Quartierlisten erstellen sollten. Weihnachten 1941 bot sich im Ansiedlungsgebiet dem Mannschaftsführer etwa folgendes Bild: Der Sturm III rollt an. Der Arbeitsstabsführer Dobova, wo der Sturm III hinkommen soll ist in Urlaub gefahren. Die D.A.G. will die Fuhrwerke nicht stellen, da Weihnachten sei. Auch die Pferde will sie nicht geben. In Dobova, der ganze Dorfplatz und am Bahnhof Rann, alles voller Möbel. Die Umsiedler selbst können sich hierbei nicht helfen und niemand ist da, an den sie sich wenden könnten. Auf der Strasse von Wisell nach Königsberg hunderte von Metern auf beiden Seiten der Strasse Umsiedlergut. Auf den Strassen vom Orte Fautsch bis Butschka begegnet man Umsiedlern auf Fahrrädern, die nach ihren verloren gegangenen Kisten, Verschlägen und Fässern suchen. In vielen Fällen Umsiedler ohne Unterkunft. Schon am Bahnhof und immer wieder draußen in den Dörfern wurde von den Einsatzleuten des Ansiedlungsstabes den Umsiedlern gesagt: Was seit [!] ihr gekommen? Wer hat euch gerufen? Warum seid ihr nicht geblieben, wo ihr wart? Jedenfalls bekamen viele der Umsiedler sofort den Eindruck, dass sie unwillkommen sind. Kamen nun Umsiedler wegen der schlechten Unterbringung zum Arbeitsstabsleiter, so wurde ihnen erklärt, dass die Schule ja an der Gottscheer Führung, bezw. an den Gottscheer Quartiermachern liege. Dies wurde auch immer dann behauptet, wenn die Umsiedler gar nicht in diese Quartiere zugewiesen wurden, die für sie durch den Vertrauensmann bestimmt waren. Am 29. Dezember fuhr der Mannschaftsführer mit dem Jugendführer Lackner nach Marburg, um mit Stabsführer Laforce über die untragbaren Verhältnisse im Ansiedlungsgebiete zu sprechen. In Rann hieß es noch, dass Laforce krank sei, in Marburg aber erfuhren wir, dass er dienstlich in München weile. Mit dem Leiter des Ansiedlungsstabes Bliess zu verhandeln, hielten wir für völlig zwecklos. Alle Bemühungen im Ansiedlungsgebiete selbst mit den Dienststellen des Ansiedlungsstabes die skandalösen Zustände zu beheben, blieben erfolglos. Mit einem Geschenk des Gottscheer Mannschaftsführers an den Reichsführer-SS Heinrich Himmler fuhr am 29. Dezember der Jugendführer im Auftrage des Mannschaftsführer nach Berlin. Er sollte womöglich das Geschenk des Reichsführer selbst überreichen und nach Möglichkeit die Zustände im Ansiedlungsgebiet schildern. Diese Möglichkeit ergab sich nicht; der Reichsführer befand sich im Führerhauptquartier. Am 5.1.1942 kam der Jugendführer Richard Lackner noch zu SS-Gruppenführer Greifelt und schilderte die Missstände im Ansiedlungsgebiet. Anwesend war Oberführer Hinze, der die Anführung bekräftigte. Bei SS-Gruppenführer Greifelt lagen auch Berichte von Reichsdeutschen Stellen vor, die ebenfalls die unwürdigen Zustände aufzeigten. SS-Gruppenführer Greifelt sagte Lackner, dass er bereits vormittags SS-Oberführer Hinze, mit der Aufgabe betraut hat, die Dinge unten soweit als möglich in Ordnung zu bringen. In einer darauf folgenden Besprechung sagte SS-Oberführer Hinze zu Lackner, dass er den Sauladen im Ansiedlungsgebiet längst gesehen und erkannt hätte, er wollte sich aber nicht einmischen, da er nur mit der Aussiedlung der Slowenen beauftragt gewesen sei. Er meinte weiter, dass es lächerlich sei, bei dieser Organisation und Ausrichtung der Gottscheer die Dinge nicht in Ordnung bringen zu können. Er würde die anderen, wenn sie nicht ganz mitmachen könnten, nach Marburg schicken, Maschinen [!] zu schreiben. Er würde mit dem Mannschaftsführer und den Sturmführern neben seiner übrigen Aufgabe alles in Ordnung bringen. Von Lackner erhielten wir am 6.1. die einzige Nachricht aus Berlin, dass er bis zum 3.1. nichts erledigen konnte. Am 7.1. fuhr ich mit dem Wagen nach Rann. Vom Umsiedlungsbevollmächtigten fuhr Frl. Spöter mit. Sie hatte den Auftrag, dem Umsiedlungsstab mitzuteilen, absolut keine Rücksicht auf die Umsiedler zu nehmen und selbst dann die Transporte weiter laufen zu lassen, wenn keine Unterkünfte für die Umsiedler vorhanden seien. Der Hauptsturmführer Schallermaier, Ustuf. Bliess und SA.Ustuf. Stieger erklärten Frl. Spöter gegenüber, dass alles sehr gut klappe und, dass an betreffendem Tage überhaupt keine Beschwerden der Umsiedler wegen der Unterbringung eingelaufen seien. In Wirklichkeit wurden von dem am vorigen Tage eingelaufenen Transportzuge nur 2- oder 3 Familien untergebracht. Eine Reihe von Familien mit weinenden Kindern saßen im Gastzimmer der Frau Hönigmann, ohne zu wissen, wo sie schlafen sollten. Frl. Spöter sah auch dies. In Unkenntnis der Entwicklung in Berlin schrieb der Mannschaftsführer am 9.1. an den Reichsführer-SS Heinrich Himmler. Im Verantwortungsbewusstsein, dass die Dinge nicht weiter so gehen dürfen, sah er keinen anderen Ausweg. Den sachlichen Tatsachenbericht des Mannschaftsführers an den Reichsführer-SS Heinrich Himmler muss von jedem aufrichtigen Manne bestätigt werden, der sich die unglaublichen Zustände angesehen hat. In Marburg angekommen änderte SS-Oberführer Hinze, auf die Meldung an den Reichsführer-SS hin, seine Anschauungen. Die Behauptungen, dass der Mannschaftsführer anlässlich der Versammlung am 3.1.1942 in Gottschee das Reich gröblichst beleidigt habe, in dem er sagte, dass zur Zeit im Reich eine Konjunktur herrsche und er die Meldung an den Reichsführer aus persönlichen Motiven gemacht habe, sind für Jedermann, der den Mannschaftsführer kennt, so absurd, dass darüber kein Wort verloren werden braucht. III. Die letzte Entwicklung. Die Volksgruppenführung wird ausgeschaltet, um die Umsiedler nach reichsdeutschen Grundsätzen zu führen, wie es den Gottscheer Deutschen erklärt wird. Die Sturmführer I. II. III. IV. VIII. und X. werden abgesetzt. Darunter befinden sich einige der besten Sturmführer überhaupt. An ihre Stelle werden Männer gesetzt, die in der alten Heimat entweder ganz abseits standen, oder sogar als Slowenen galten (Heinrich Hönigmann aus Gottschee, die Kinder sprechen nur slowenisch, Frau Slowenin, er selbst niemals als Deutscher in der Volksgruppe was geleistet oder auch nur irgendwie mitgemacht. Petsche aus Mösel als Kritikaster früher immer abseits gestanden. Maurin aus Bresowitz früher auf slowenischer Seite.) Die Gottscheer Deutschen machen sich über diese Vorgänge viel Gedanken, weil sie ihre früheren Führer kannten und auch die neuaufgestellten gut kennen. Ihre inneren Zweifel werden dadurch erst recht bekräftigt. Die sehr oft gestellten Fragen an die Umsiedler: "Warum seit ihr nicht geblieben, wo ihr wart? Wer hat euch hierher gerufen? Gute Deutsche kann man auch im Ausland brauchen", lassen die Ansicht aufkommen, dass die Umsiedlung überhaupt nicht notwendig gewesen wäre. Alle möglichen Missgriffe, die nicht von der Volksgruppenführung der Gottscheer Deutschen gemacht wurde, führten zum skandalösen Zustand im Ansiedlungsgebiet, sodass sich heute die negativen und minderwertigen Kräfte wohl fühlen und die tüchtigsten Kerle das Gefühl haben, dass hier für sie der Platz nicht sei und ins Altreich abwandern. Anmerkungen: 01) 1. Januar 2003, Gerd Simon. In den hier wiedergebenen, bisher unveröffentlichten drei Texten geht es um Vorgeschichte und Geschichte der Umsiedlung der Gottscheer. Diese Dokumente aus der Feder eines überzeugten Gottscheer Nationalsozialisten kann man als repräsentativ für die Umsiedlungen im 3. Reich bewerten, wiewohl die einzelnen Umsiedlungsaktionen sich deutlich von Region zu Region unterscheiden. Zur Biographie hier nur, dass sich Himmler - möglicherweise sogar auf Grund der hier wiedergegebenen Texte - eine spätere Verwendung des Verfassers Lampeter (*22.01.1916) vorbehalten hatte. Wir finden ihn in der Folgezeit in einer SS-Einheit in Buchenwald. Am 1.1.1945 wird er ins SS-Hauptamt versetzt. Nach dem 2. Weltkrieg war er nichtsdestoweniger preisgekrönter Professor für Agrarwissenschaft in der DDR. (Einen kurzen Hinweis auf den Fall Lampeter gab bereits die - was die historische Methode angeht - an sich defiziente Arbeit von Kappelt, Olaf: Die Entnazifizierung in der SBZ sowie die Rolle und der Einfluß ehemaliger Nationalsozialisten in der DDR als ein soziologisches Phänomen. Diss. Würzburg. Hamburg 1997, 139f. Wer mehr wissen will vor allem über den Abtransport der Gottscheer Juden ins KZ sei verwiesen auf die Homepage: http://www.gottschee.de/Dateien/Absiedlung/Web%20Deutsch/EWZ/ewzabsiedlung.htm) 01) Ms. W. P. o. D. (vor 22.2.42) - BA NS 21/ 820 + Slg Schumacher 343 02) Verein (im Dritten Reich: Volksbund) für das Deutschtum im Ausland 03) Blutige Auseinandersetzung zwischen Polen und Deutschen am 3.9.39 im polnischen Bromberg, von den Nationalsozialisten vor Kriegsbeginn (1.9.39) verlegt und als Provokation ausgegeben, die den 2. Weltkrieg mit ausgelöst habe. s. Runzheimer, Jürgen: Bromberger Blutsonntag. in: Benz, Wolfgang (Hg): Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte. München 1992,47f 04) „Gedächtnisschrift“ W. L. 9.2.42 - BA NS 21/160 + 820 05) Dolezalek < Bolezalek, ms. Zu Dolezalek s. Lerchenmueller, Joachim / Simon, Gerd: Maskenwechsel. Tü: GIFT. 1999, 230 u.ö. sowie Simon, Gerd: „Art, Auslese, Ausmerze…“ etc. Tü: GIFT. 2002,50-52 (vgl.a. 06) EWZ = Einwandererzentrale 07) DAG = Deutsche Ansiedlungsgesellschaft 08) DUT = Deutsche Umsiedlungs-Treuhand GmbH 1. Gedächtnisschrift von LAMPETER vom 9. 2. 1942; BA NS 21/160. 2. Die Gottscheer Volksgruppe von 1930-1942, undatiert (aus Korrespondenz zu erschließen: zur selben Zeit) (Abschrift); BA Slg. Schumacher 343; 3. Lagebericht vom 17. 2. 1942. www.gottschee.de |